Dienstag, März 20, 2007

Geläut der Petruskirche Wurmberg jetzt vierstimmig

Das vervollständigte Geläut der Petruskirche erklang am Sonntag, den 18.03.2007 erstmals vom Turm des Wurmberger Gotteshauses. In den Tönen es'-as'-b'-c'' erklingt es nun voll und mit strahlendem Klang. Die beiden vorhandenen Glocken, die 1953 von Kurtz in Stuttgart gegossen wurden, sind nun ergänzt um eine neue Vaterunserglocke (as') und eine Friedens- und Versöhnungsglocke (es'), die beide von Bachert in Karlsruhe gegossen wurde. Pfarrerin Susanne Digel legte in der Predigt die Inschrift der tiefsten Glocke aus 2. Korinther 5,19-20 aus: „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber. Versöhnung ist ein Geschenk Gottes, es ist die Mitte unseres christlichen Glaubens.“ Pfarrer Olaf Digel erläuterte, dass die Glocken bei ihrer Einweihung in den Dienst der Verkündigung gestellt werden. Zum Klang des vom Kirchenchor gesungenen Vaterunsers erklang dann die Vaterunserglocke zum ersten mal. Zu einem gemeinsam gebeteten „O Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens!“ ertönte dann auch der volle Klang der Friedens- und Versöhnungsglocke über den Dächern des Dorfes. Zum Klang des ergänzten Geläuts spielte dann der Posaunenchor das Gloria, danach läuteten die Glocken noch eine Viertelstunde, so dass ausgiebig Gelegenheit war, sich am neuen Klang zu freuen.
Beim anschließenden Empfang überbrachte Dekan Ulf van Luijk den Wurmbergern die Glück- und Segenswünsche des Kirchenbezirks Mühlacker. „Bekehrt euch, so werdet ihr leben!“ – so rufen es die Glocken mit der Tageslosung des Einweihungstages über den Ort, so sein Gruß zu diesem Festtag.
Ephorus Tobias Küenzlen erinnerte als Vertreter des Klosters Maulbronn, das vor der Reformationszeit die Herrschaft über Wurmberg hatte, an den alten Wahlspruch der Zisterzienser: „Porta patet – cor magis. Die Tür ist offen – das Herz noch mehr.“ Er wünschte der Wurmberger Kirchengemeinde offene Türen und offene Herzen für die Menschen, die sich vom Klang der Glocken einladen lassen. Der Ephorus des Maulbronner Seminars versicherte außerdem, dass er weder das Patronatsrecht noch die Ortsherrschaft des Klosters ausüben wolle, sondern mit friedlichen Absichten zu diesem Festtag gekommen sei.
Der Karlsruher Regierungspräsident Dr. Rudolf Kühner, der als Vertreter des Landes Baden-Württemberg gekommen war, würdigte insbesondere das bürgerschaftliche und ehrenamtliche Engagement, das diese Glocken erst möglich gemacht habe. Er stellte zudem eine größere Summe aus Fördermitteln der Denkmalpflege für die Kirchenrenovierung in Aussicht.
Einen ökumenischen Akzent setzte Pater Notker Hiegl aus Bärenthal/Landkreis Tuttlingen, der die Wurmberger zur Freude ermutigte und den lateinischen Sonntagsnamen „Laetare Jerusalem“ variierte und den Zuhörern zurief: „Laetare Wurmberg“ – „Freue dich Wurmberg!“.
Auch der Bärenthaler Bürgermeister Roland Ströbele, der zusammen mit Pater Notker eine Delegation von knapp 20 Bärenthalern anführte, überbrachte die Grüße nicht nur der Gemeinde Bärenthal, sondern als aktueller Präsident des EURO-Bärenthal-Verbundes auch die Grüße vom Feldberg, aus Österreich, Frankreich und der Schweiz.
Der Wurmberger Bürgermeister Helmut Sickmüller erinnerte an Schillers Vorspruch vor dem Gedicht von der Glocke: „Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, die Blitze breche ich.“ Er betonte, dass die bürgerliche Gemeinde Wurmberg sich nicht nur vertragsgemäß an den Kosten für den Ersatz der Vaterunserglocke beteiligen, sondern auch die Anschaffungskosten der Friedensglocke mit einem großzügigen Beitrag unterstützen werde.
Pfarrerin Maria Trautz, Tochter des ehemaligen Wurmberger Pfarrers Siegfried Bräuchle, erinnerte sich an ihre Jugend im Wurmberger Pfarrhaus: „Als Mädchen durfte ich nur einmal läuten, das fand ich damals ganz schön gemein.“ Sie richtete herzliche Grüße von ihrer Mutter aus, die in Metzingen lebt und am Geschehen in Wurmberg regen Anteil nehme.
Pfarrer Stephan Bernstein und eine Delegation aus der Partnergemeinde Weißbach in Thüringen dankte herzlich für das Anbringen des Weißbacher Kirchensiegels auf der Friedens- und Versöhnungsglocke. Er überbrachte herzliche Grüße aus Weißbach und pflanzte mit dem Pfarrersehepaar Digel und den Weißbacher Gemeindegliedern noch eine Buche neben dem Gemeindehaus als Zeichen der Partnerschaft, der er weiteres Gedeihen wünschte.
Landrat Karl Röckinger bedankte sich als letzter Redner für die Aufnahme des Enzkreiswappens auf die Glocke. Er erinnerte daran, dass Wurmberg einmal der höchste Punkt des Altkreises Vaihingen war, diese Ehre aber mit der Entstehung des Enzkreises im Jahr 1973 an eine Höhe des Nordschwarzwaldes abgeben musste.
Pfarrer Olaf Digel verlas außerdem Grüße von Bürgermeister Pierre Blanc aus dem Queyras, von Pfarrern Johannes Wagner, dessen Vater in Wurmberg Pfarrer war und von den Amtsvorgängern Pfarrer Horst von Mücke und Pfarrer Albrecht Krämer. Außerdem grüßte er vom Glockengießerpaar Bachert, vom landeskirchlichen Glockensachverständigen Claus Huber und von Dekan i.R. Dieter Eisenhardt, der die beiden neuen Glocken gestaltet hat.
Mit einem gemeinsamen Mittagessen mit den Ehrengäste klang der feierliche Vormittag in gemütlicher Runde aus.

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